Anthem: Wie Bioware vom RPG-Innovator zur Copycat wird

Mit Anthem hat Bioware ein neues Actionspiel angekündigt, das in die Kerbe von Destiny schlägt und enttäuscht mich damit unheimlich.

Ich erinnere mich noch daran, wie Bioware es Ende der 1990er-Jahre schaffte, das Genre der Rollenspiele wiederzubeleben. Ich verbrachte so viele Stunden im Spiel Baldur’s Gate und noch mehr im genialen Nachfolger Baldur’s Gate 2. Neverwinter konnte mich vom Spiel her nicht so packen, dafür verbrachte ich viel Zeit mit dem coolen Editor. Jade Empire, Star Wars: Knights of the Old Republic, Dragon Age: Origins und Mass Effect begeisterten mich ebenfalls. Doch schon Mass Effect zeigte, dass sich das Studio so langsam von den Wurzeln entfernte. Weg von taktischen und komplexen Rollenspielen und hin zu mehr actionlastigeren Titeln.

Ich hab genug vom Multiplayer-Fokus

Damals empfand ich das nicht als so schlimm. Ja, die Spiele wurden actionlastiger, doch die Story, die Charaktere, die Quests und die gesamte Atmosphäre stimmten. Nun wurde Anthem angekündigt und ich bin enttäuscht. Man könnte Anthem als eine konsequente Weiterentwicklung des Mass-Effect-Konzepts sehen. Noch weniger RPG-Elemente, noch mehr Action und jetzt auch mit Multiplayer. Puuh, Multiplayer… das war immer der Punkt, der mich davon abhielt, Destiny großartig zu spielen oder Spaß mit The Division zu haben. Wenn ich eine Story erleben will, dann möchte ich das alleine für mich und in meinem persönlichen Tempo tun.

Ist das überhaupt ein RPG?

Ja, Anthem kann man auch alleine spielen. Doch ich befürchte, dass man an allen Ecken und Enden mit dem Multiplayer-Modus konfrontiert wird. Da will ein Spieler meinem Spiel beitreten, die Mission wird für X Spieler empfohlen. Da vergeht mir schon die Lust. Ein Offline-Modus ist wohl aufgrund der dynamischen Events in der Spielwelt nicht geplant. Und mal ehrlich: Brauchen wir wirklich noch ein Destiny? Auch in einem Science-Fiction-Szenario? Und wie sieht es mit den RPG-Elementen aus? Von sich verzweigenden Dialogen und Entscheidungen hab ich in der Gameplay-Präsentation nichts gesehen. Genauso wenig ein Inventar oder Skills. Und auch der Multiplayerfokus könnte sich negativ auf die Story und die Atmosphäre auswirken. Mal abgesehen davon, dass man erst mal gute Mitspieler finden muss, mit denen es auch Spaß macht, wie sieht es mit den unsäglichen wiederholbaren Quests aus? Muss ich jeden Tag dasselbe Monster besiegen? Wo bleibt da das Gefühl, etwas im Spiel erreichen zu können, wenn alles was ich tue, umsonst ist? Das Monster kehrt ja schließlich immer wieder zurück – falls das so in Anthem geplant ist. In vielen anderen Onlinespielen ist das der Fall. Multiplayer und gute Story gehen nicht immer Hand in Hand.

Was aber ist Anthem? Ein Open-World-Actionspiel mit Quests und Multiplayer-Modus? Dann bin ich raus. Und ich frage mich einfach: Wo bitte bleibt das nächste Baldur’s Gate?

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