
Während vor etwa sechs bis acht Jahren die „großen“ Games-Magazine noch in Bereichen mit einer Auflage über 100.000 Exemplaren aufwarten konnten, dümpeln diese nun deutlich unter dieser Schwelle vor sich hin. Was ist passiert?
Jeder will alles umsonst
Informationen im Internet sind schneller und zum großen Teil auch kostenlos zu haben. Verlage haben die Macht und Zugkraft des Internets schlicht falsch eingeschätzt. Bezahlschranken hätten viel früher eingeführt werden müssen, um Leser an Qualitäts-Content zu binden. Doch inzwischen haben diese sich daran gewöhnt, alles umsonst im Internet zu bekommen. Ad-Blocker sorgen zudem dafür, dass die wenigen Einnahmequellen zusätzlich versiegen. Magazine möchte kaum noch jemand kaufen, denn welchen Mehrwert bieten sie?
Die aktuellen IVW-Zahlen des ersten Quartals 2015 sehen verheerend aus. Alle Magazine – mit Ausnahme der Games Aktuell – haben wieder einmal Leser verloren. Bei einigen Heften scheint man das Ende bereits absehen zu können, befinden sie sich doch in Auflagenzahlen, die zur Einstellung mancher Hefte geführt haben. Manche Magazine versuchen, sich mit Neuerungen wie neuen Wertungssystemen zu retten. Doch das eigentliche Problem wird – wie so oft – vor sich hergeschoben.
Wo sind die Innovationen?
Es fehlen Innovationen. Neue Technologien werden stiefmütterlich behandelt. Eine Verbindung zwischen Magazin und Internet wäre durch Tablet und Smartphones möglich, doch hier scheuen die Verlage davor zurück, wirklich risikofreudig vorzugehen und die neuen Technologien auch wirklich auszunutzen. Was bringt es dem Leser, wenn er auf dem Tablet das Magazin im PDF-Format lesen kann? Hier müssten die Möglichkeiten ausgenutzt werden. Sich einen Artikel unter der Dusche vorlesen lassen. Bei Klick auf einen Screenshot die Szene als kleinen Film sehen zu können. Bei der Erwähnung des Soundtracks in diesen hineinhören zu dürfen. Die Sprachausgabe anhand eines Beispiels zu erleben. Sich die Karte der Spielwelt eines neues RPGs detailliert anzusehen oder direkt ausdrucken zu können, um es sich als Poster an die Wand zu hängen. Selbst die Möglichkeit, Kommentare bei Online-Artikeln abzugeben ist völlig veraltet. Wieso ist es nicht möglich, direkt im Artikel an den Stellen, zu denen man etwas zu sagen hat, zu kommentieren? Die Möglichkeiten, die einem aktuelle Technologien bieten, sind so vielfältig und könnten gerade im Bereich des Spielejournalismus einen so großen Mehrwert bieten, dass man als Leser gerne bereit dazu ist, Geld dafür auszugeben.
Tritt man immer nur auf alten Pfaden und stellt sich keinem Risiko, dann braucht man sich auch nicht über die immer weiter sinkenden Auflagenzahlen zu wundern. Wachstum kann nur dann geschehen, wenn man bereit dazu ist, zu investieren. Dies galt schon immer, wieso heute nicht mehr?
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