Homosexualität & Rechtsradikalismus in Spielen und bei Spielefirmen

Screenshot der LGBTQ-Gilde RTGC
Screenshot der LGBTQ-Gilde RTGC

Gerade in der Zeit nach den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo ist die Darstellung von religiösen Symbolen in Bezug auf Karikaturen ja wieder stark im Gespräch. Eben um diese Gespräche bei Spielen zu vermeiden wird bewusst auf religiöse Symbolik verzichtet, auch wenn dies eigentlich im ursprünglichen Spiel enthalten war.

Nehmen wir das religiös einmal heraus und bleiben einfach nur bei Symbolik. Wenn man an South Park – Der Stab der Wahrheit und die geschnittene Version in Deutschland denkt, dann laufe ich mental jedenfalls gegen eine Wand. Spielcharakter musste unbenannt, ein Abtreibungs- und Analsondenminispiel und ein Hakenkreuz von den NPC-Uniformen entfernt werden. Ich habe bewusst die ungeschnittene Version gespielt und empfand diese Elemente gar nicht als so schlimm. Eher im Gegenteil haben sie bewusst die Stimmung in diesem Spiel erschaffen. Da fand ich die Monster-Nachgeburt-Nazi-Zombie-Babies wesentlich fragwürdiger.

Und genau an dieser Stelle sieht man wie die eigene Wahrnehmung doch von dem abweichen kann, was wirklich notwendig ist. Persönlich habe ich in den Anfängen der Spielebranche sehr viel Homophobie erlebt, nicht gegen mich als Person, sondern allgemein. Dies hat sich in den letzten drei bis vier Jahren durchaus gebessert, ist aber in einigen Firmen und Kollegenkreisen noch so drin. Ich hatte z.B. einmal einen Kollegen, welcher rechtsradikal ist. So lange er mich mit seinem Gedankengut in Ruhe gelassen hat, habe ich mit ihm ganz normal zusammengearbeitet, aber natürlich weitere Aktivitäten mit ihm auf ein Minimum beschränkt. Ich weiß, dass Personalentscheidungen gegen Kandidaten getroffen wurden, weil man vermutete diese könnten unter Umständen rechtsradikal sein. Finde ich recht bedenklich. Auch wenn ich das als Privatperson nachvollziehen kann, so hat mein Sinn nach Gleichberechtigung doch Magenschmerzen. Nur weil mir persönlich das nicht gefällt, heißt es nicht, dass die Arbeitsqualität schlecht sein muss. So wie es dies bei rechtsradikalen gibt, gibt es dies eben auch bei homosexuellen Bewerbern.

Natürlich würde niemand jemals dies offen sagen. Wenn aber ein Abteilungsleiter keine homosexuellen Menschen mag, dann wird er sich im Zweifel für einen anderen Kandidaten bei gleicher oder sogar schlechterer Eignung entscheiden, denn er entscheidet ja die Eignung. Normal dürfte so etwas nicht passieren. Normal dürfte man nicht vorverurteilt werden an etwas bestimmtes zu glauben oder auf eine bestimmte Art und Weise zu leben, Fakt ist aber: Das wird getan!

Persönlich habe ich auch miterlebt, wie in Firmen ganze Abteilungen vom Abteilungsleiter, gegen einzelne Mitarbeiter der Firma aufgebracht wurden. Das tolle an Gerüchten oder falschen Behauptungen ist nämlich, dass wenn man sie ausspricht, man diese zwar revidieren kann, diese aber ausgesprochen worden sind und somit den Weg zu anderen Menschen gefunden haben. Es gibt ja nicht umsonst den Spruch „Ist der Ruf erst einmal ruiniert…“.

Und weil es eben genau diese sozialen und zwischenmenschlichen Spannungen gibt, wird in Spielen sehr oft auf Symbolik oder Gleichstellung in jeglicher Art verzichtet. Es gibt dutzende Onlinespiele, welche z.B. das Feature der Hochzeit anbieten, wodurch beide Ehepartner einen virtuellen Bonus im Spiel erhalten. In nur den wenigsten Fällen kann diese Ehe von zwei virtuellen Charakteren des gleichen Geschlechts vollzogen werden. Dabei spielen die Gründe fast keine Rolle, denn ob es die Anschauungen der Entwickler sind, die sozialen Gefängnisse der jeweiligen Staaten oder man einfach Angst um den Umsatz hat, da sich einige, wenige Spieler, vielleicht daran stören könnten. Rein wirtschaftlich gibt es dafür meiner Meinung nach keinerlei Grundlagen.

Aber das Ehesystem ist nur eines von vielen Bestandteilen, die man anmahnen könnte. Wenn man einfach nur mal an die Charakterdesigns denkt. In vielen MMORPG-Spielen sehen die männlichen Avatare einfach sehr langweilig und die weiblichen dafür wie mutierte Euterkühe aus, wo man sich eh fragt warum die nicht mit dem Brustkorb laufen, Gravitation und so.

Vielleicht ist aber auch die Fernhaltung sämtlicher Symbolik auch ein Erfolgsgeheimnis. Wer möchte schon in „Mormon Battleground“, „Jesus get’em all“, „Buddha Dance Course“ oder „Crucifixion of Moral“ einen Charakter in einer eben dieser virtuellen Spielwelten sein.

Wenn ich also einen schon sehr stressigen Job habe, wenn ich denn einen habe, muss ich mich auch noch in einer virtuellen Welt mit solchen Themen beschäftigen oder will ich dann einfach abschalten und spielen? Wieso würde mich eine vorhandene Symbolik beim Abschalten hindern? Empfinde ich diese Themen vielleicht selber als Störfaktor, weil es von den Firmen und der Gaming-Presse zu solch einem gemacht wurde oder bin ich selber einfach nur zu engstirnig und zu weltfremd?

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