Review: Mass Effect Andromeda Teil 1

Bioware stand schon vor der Veröffentlichung des Action-RPGs Mass Effect: Andromeda in der Kritik. Als Fan der Reihe und des Entwicklerstudios habe ich mir das Spiel nun intensiv angesehen und erkläre, ob der Titel meiner Meinung nach wirklich so schlecht ist.

Bioware hat viele Veränderungen durchgemacht. Von dem Team, welches das geniale Baldur’s Gate 2 im Jahr 2000 veröffentlichte, ist kaum noch jemand übrig – und das zeigt sich. Schon Dragon Age: Inquisition war meiner Meinung nach ein Rückschritt. Ein überambitioniertes Spiel, das letzten Endes nicht mit den viel zu großen Gebieten zurecht kam, weil einfach sinnvoller Content fehlte. Mit Mass Effect: Andromeda sollte alles besser werden, doch schon vor Release wurden die steifen und teilweise gruseligen Gesichtsanimationen kritisiert und die ersten Spielstunden seien langweilig, die Dialoge öde, die Charaktere steif und eindimensional.

Mass Effect Andromeda
Mass Effect Andromeda

Ist es wirklich so schlecht?

Ist Mass Effect: Andromeda also eine „Katastrophe“? Der Tiefpunkt von Bioware? Nein. Es ist sicher kein neues Highlight des Studios, doch so schlecht, wie das Spiel im Internet dargestellt wird, ist es definitiv nicht. Doch beginnen wir am Anfang.

Mass Effect: Andromeda stellt einen Neuaufang dar, sowohl für die Menschen im Spiel als auch für die Serie. Das hier ist nicht Mass Effect 4. Es ist keine direkte Fortsetzung der anderen drei Teile. Vielmehr könnte man es als eine Art „Reboot“ bezeichnen, welches die Vorgänger aber intakt lässt. Mass Effect: Andromeda beginnt mit der Ankunft der menschlichen Arche Hyperion in der Andromeda-Galaxie, rund 630 Jahre nach ihrem Aufbruch in der Milchstraße. Vieles geht schief, die Mission droht zu scheitern, es gibt herbe Verluste. Der Pathfinder Ryder muss den Karren aus dem Dreck ziehen und für die Kolonisten bewohnbare Welten finden, was sich mit einer neue aufgetauchten Bedrohung aber als sehr schwierig erweist. So viel zur Story, die vielleicht nicht ganz so actiongeladen beginnt, wie sich einige das erhofft haben aber dennoch einen guten Beginn darstellt.

Wie aus den anderen Teilen der Spielereihe gewöhnt, erkundet ihr aus der Third-Person-Sicht eure Umgebungen, interagiert mit Crewmitgliedern und NPCs, erhaltet Quests, findet mehr über die Personen und Situationen heraus und liefert euch heiße Gefechte mit Aliens. Das ist auch durchaus spaßig. Dennoch ist nicht zu verleugnen, dass ME:A mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Dazu gehört die Menüführung und Steuerung, welche auf einen Controller ausgelegt ist. Wer auf die Idee kam, zwar das Logbuch oder die Map mit nur einer Taste öffnen, aber mit mehreren anderen Tasten wieder schließen zu müssen, der sollte den ganzen Tag nichts anderes mehr machen dürfen, als die Map zu öffnen und wieder zu schließen!

Da sind wir besseres gewöhnt

Zu den Probleme zählen auch die Dialoge. Im Großen und Ganzen sind diese durchaus annehmbar, erinnern an Folgen von Science-Fiction-Serien oder Actionfilmen. Heißt, niemand darf tiefgründige Gespräche erwarten. Das war auch bei den anderen Teilen der Reihe schon so. Allerdings lassen manche Äußerungen einem hin und wieder die Zehennägel nach oben kräuseln. Beispielsweise recht zu Beginn des Spiels, als Ryder einen herben Schicksalsschlag hinnehmen muss, der ihn aber laut dem Dialog und den nicht vorhandenen Emotionen überhaupt nicht zu interessieren scheint. Besonders merkwürdig kommen die Anmachsprüche und Reaktionen darauf während der Romanzen rüber. Ein Tipp: Probiert diese Sprüche besser nicht im echten Leben aus, es sei denn ihr wollt euch zum Gespött der gesamten Menschheit machen.

Die teilweise lächerlich und unpassend anmutenden Gespräche wirken sich zudem auf die Charaktere aus, denen man ihre Persönlichkeit dadurch einfach nicht mehr abnimmt. Ein Crewmitglied, das über Gott sinniert und dies so belanglos rüberbringt und man selbst auch in den Dialogoptionen nicht wirklich darauf eingehen kann, ist verschenktes Potenzial. Hier hätten wirklich interessante Diskussionen über die mögliche Existenz eines Gottes entstehen können, die aber im Keim erstickt werden.

Dafür glänzt das Spiel dann wieder bei manchen Nebenpersonen, die einfach so während des kurzen Gesprächs erwähnen, dass sie früher mal ein Mann waren, was dann so natürlich erscheint, als wäre Transsexualität in der Zukunft eine völlig normale Sache. Ohne dies groß aufzubauschen oder ins Lächerliche zu ziehen.

In Sachen Dialogen und Charakteren ist Mass Effect: Andromeda also ein zweischneidiges Schwert, wobei die Seite, die hin und wieder glänzt, nicht so scharf ist, wie man sich das wünscht. Und das ist auch ein Punkt, bei dem das Entwicklerstudio die Fans einfach enttäuscht hat. Denn gerade bei der Charakterzeichnung und den Dialogen glänzten die früheren Spiele von Bioware und zu sehen, dass es bei ME:A nicht mehr so ist, macht viele Fans zu recht traurig.

Im zweiten Teil unseres Review erfahrt ihr mehr darüber, wie sich die offene Welt in das Spiel einfügt, wie die Kämpfe ablaufen und wie ich das Spiel generell bewerte.

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