Spielen im Casino in Deutschland

“Lass uns doch ins Casino gehen und billig vorglühen”, sagte mein neuer Freund. Ich verstand nicht, worauf genau er hinaus wollte. Für mich als Deutschen war ein Casino ein teurer Ort und wenn man dort hin wollte, musste man sich vorher erstmal in Schale schmeißen. Das Einzige, was ich bis dato mit diesem Ort verband, waren Spiele wie Roulette oder Blackjack, bei denen einem auf lange Sicht gesehen das Geld aus der Tasche gezogen wurde. Als wir dann jedoch im Casino in Ecuadors hochgelegener Hauptstadt Quito ankamen, verstand ich schnell was der Plan meines Kumpans war.

Feucht fröhlicher Casino-Spaß

Die Atmosphäre im südamerikanischen Casino war gänzlich anders als die der schwäbischen Spielbank, die mir als einzige Referenz diente. Dies lag wohl nicht zuletzt am gratis ausgeschenkten Alkohol, welchen jeder Gast in rauhen Mengen in Anspruch nehmen konnte. Mein Kollege wies mich schnell in die richtige Technik ein und schon hatte ich meinen ersten gratis Drink in der Hand. Insgesamt tauschte ich 5 Dollar in Jetons um, setzte mich an einen Spieltisch und bestellte fleißig Gin Tonics, ohne wirklich zu spielen. Die Kellner waren viel zu beschäftigt mit der Verteilung hunderter gratis Drinks, als dass sie hätten darauf achten können, wer wirklich Einsätze tätigt. Dies war das erste Mal, dass mir auffiel, dass Casinos in anderen Teilen der Welt etwas anders aufgebaut waren als im heimischen Deutschland. Und dieser Eindruck verhärtete sich durch die nächsten Jahre noch einmal deutlich.

Deutschland vs den Rest der Welt

Egal ob in Asien, Amerika oder anderen europäischen Staaten, fast überall gab es gratis Drinks und selbst ganze Mahlzeiten für die Gäste. Die Atmosphäre ist grundsätzlich etwas ausgelassener und oft gibt es auch keinen Dresscode. Im Vergleich dazu gestaltet sich ein Besuch der Spielbank Stuttgart wie folgt:

  • Einlass nur mit Sakko und angemessenen Schuhen.
  • Für den Eintritt wird bezahlt.
  • Longdrinks sind relativ teuer.
  • Essen ist gut jedoch teuer.
  • Die Atmosphäre ist etwas reserviert.

Da ist es kein Wunder, dass deutschen Casinos die Spieler ausbleiben. Viele Fans von Spielautomaten, Roulette und Co. gehen ihrem Hobby mittlerweile lieber im Internet nach. Hier spielen sie in Online-Casinos, die es nicht nur von überall möglich machen, die Einsätze zu tätigen, sondern auch mit massigen Bonusangeboten locken. Ohne Anfahrt, ohne Eintrittskosten und ohne Dresscode. Spätestens seit Einführung der Live-Casino-Streams auf den Online-Plattformen erfahren die Spielbanken immer mehr Einbußen. Mit ein paar Klicks bekommt der Spieler mittlerweile Live-Casino-Atmosphäre in sein Wohnzimmer. In HD-Qualität wird das Bild einer hochatraktiven, meist osteuropäischen Dealerin auf Fernseher oder PC übertragen und alle geläufigen Spiele werden angeboten. Zusätzlich zu den Klassikern gibt es online jedoch auch eine Vielzahl an neuen Varianten von Casino-Tischspielen.

Die kleinen Dinge

Und die deutschen Spielbanken fahren seit Jahren das gleiche Programm ab und wundern sich über rückläufige Besucherzahlen. Wie so oft sind es vielleicht auch hier die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. Nehmen wir zum Beispiel die rund 5-Euro-Eintrittsgeld. Über einen Abend ist es nur schwer vorstellbar, dass diese 5 Euro pro Kopf einen relevanten Anteil der Gesamteinnahmen ausmachen. Doch in den Köpfen der Leute macht es sehr wohl etwas aus. Die meisten Menschen wissen, dass wenn sie beim Spielen im Casino einen kleinen Nachteil gegenüber der Bank haben. Für die Chance auf einen Gewinn, die Atmosphäre und den Nervenkitzel sind viele jedoch bereits das in Kauf zu nehmen. Aber extra dafür Eintritt zu zahlen, um Spiele mit Hausvorteil zu spielen, wenn mir der Online-Anbieter fürs Spielen Heute 5 Euro schenkt?

Nein, danke

“Nein, danke”, denken wohl viele der ursprünglichen Casino-Besucher und klappen den Laptop auf. Online werden ständig neue Anreize gesetzt, um die Spieler zu motivieren. Durch VIP-Programme, in denen man durch Punktesammeln aufsteigt, gibt es zusätzliche Bonusse oder Cashback-Zahlungen. Menschen lieben das Sammeln von Punkten und vor allem lieben sie es das Gefühl zu haben, gewürdigt zu werden. Das Thema Dresscode ist nochmal ein ganz eigenes. In einer Zeit, in der Polizisten tätowiert sind und der Bankangestellte meines Vertrauens ein Augenbrauen Piercing trägt, macht es vielleicht Sinn darüber nachzudenken, ob die Sakkopflicht noch zeitgemäß ist. Junge Menschen wollen nicht vorgeschrieben bekommen, was sie anziehen sollen, schon gar nicht in der Freizeit. Bleibt zu hoffen, dass die Casinos der alten Schule bald für frischen Wind Sorgen. Sonst heißt es auch für sie irgendwann “rien ne vas plus”.  

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