Spielepresse ist unbestechlich und macht nie Fehler!

Vor Kurzem hat ein Bekannter sich über die Bewertung eines Spiels von einem Spielemagazin beschwert. Da er auch in der Branche tätig ist, natürlich auch gleich alle auf Facebook getaggt und sich über die, seiner Meinung nach, teilweise doch sehr abweichende Bewertung zum Realspiel sehr klar und deutlich ausgelassen. Doch dann wollte man sich absolut keiner Schuld bewusst sein.

So hat mein Bekannter nicht nur den Pressesprecher des Unternehmens, sondern auch den jeweiligen Bewerter des Spiels markiert und es entstand eine rege Diskussion. Ich bin auch der Diskussion beigetreten und habe die Meinung vertreten das nicht alle Medien / Blogger immer frei Spiele bewerten: entweder sind es „Fans“ oder es hängen irgendwelche Werbekampagnen hinten dran, wodurch Redakteure manchmal vorsichtiger bei der Bewertung sind.

Oh Boy, da ging dann richtig das Gejammer los, denn das wäre ja absolut nicht so und der Spielejournalismus sei total integer und nicht bestechlich. Als man mir dann, komplett grundlos im Übrigen, unterstellte ich würde „Lügenpresse“ schreien und auf eine Stufe mit der AfD gestellt hat, habe ich mich aus der Diskussion ausgeklinkt – das war mir dann doch ein wenig Overkill.

Vor Allem: Jeder der mich kennt weiß das ich mich niemals eines Nazi-Jargons bedienen würde, denn mich hätte man damals auch vergast. Natürlich wurde diese Unterstellung von verschiedenen Medienvertretern und Pressesprechern geliked, kann man machen, dann ist man aber halt assig.

Die Diskussion ging dann weiter

Zu meiner Erleichterung kamen dann aber noch Andere dazu, welche ebenfalls meinen Standpunkt vertraten und dies mit expliziten Fallbeispielen belegen konnten. Es entstand dann eine Diskussion über „Geschmack“ und dass dieser ja unterschiedlich sei. Teilweise wurden dann argumentiert das eine K.I., welche sich von hinten erschießen lässt, ohne sich zu wehren oder zu bewegen, nicht als „die KI stellt sich sehr klug an“ zu bezeichnen ist.

Ein Developer meldete sich in diesem Kontext auch zu Wort, welcher nachweislich belegen konnte das eines seiner Spiele nachträglich schlechter bewertet wurde. Er persönlich zog den Schluss das es daran lag, dass das Spiel besser als ein aktueller Topseller bewertet wurde und dieser auch eine Werbekampagne bei dem Medium laufen hatte.

Der Entwickler brachte auch einen guten Punkt: Auf Punktbewertung zu verzichten. Dadurch kann man einfach seinen Eindruck niederschreiben, hat keine Rankings oder Ähnliches und der Leser kann sich dann selber einen Eindruck vom Spiel machen und es selber, für sich, bewerten. Die Idee ist an und für sich nicht schlecht, die Umsetzung, die Aufbereitung und vor Allem die Visualisierung dürfte dabei aber ein Problem darstellen, denn das würde das Ende für jegliche Topliste bedeuten.

Mein Eindruck?

Anscheinend ist sich absolut niemand eines Fehlverhaltens schuldig oder auch nur bewusst. Dabei spielt es keine Rolle das ich auch als Pressesprecher gearbeitet und durchaus bei unliebsamer Berichterstattung Kontakt mit dem Medium aufgenommen habe um diese angleichen zu lassen oder durch Argumente zu entkräften, sodass der Artikel nachträglich geändert wird.

Und an Gamergate kann sich anscheinend ja auch keiner mehr erinnern, also, dass man sich für gute Berichterstattung oder nette Werbedeals gerne mal prostituiert. Natürlich nicht jeder und es sind Einzelfälle, aber diese gibt es nun einmal und dann zu behaupten die Spielepresse sei absolut integer ist totaler Schwachsinn.

Oder kann sich noch jemand daran erinnern was für einen Aufschrei es gab, als bekannt wurde das Redakteure teure Hardware bei Hands-On-Events geschenkt bekamen? Natürlich nicht mit der Aussage „Nun musst du aber nett sein!“, aber das ist dann doch die Erwartungshaltung, also, dass man dadurch die Meinung eines Redakteurs positiv beeinflussen könnte.

Und zu sagen das man das nicht täte ist einfach gelogen. Was glaubt ihr von wie vielen Presselisten ich in den letzten 2 Jahren geflogen bin, nur, weil ich meine ehrliche Meinung veröffentlicht habe? Bemusterung, also der kostenlose Erhalt eines Spielexemplars, ist für unsere Redaktion eine Seltenheit geworden. Interviewanfragen werden angenommen, sobald man die Fragen einsendet hört man nie wieder vom Pressesprecher, trotz mehrmaligen Nachfragens.

Es wird halt nur mit denen intensiv zusammengearbeitet, welche einem einen Nutzen bringen. Ist ja auch grundsätzlich das gute Recht eines Unternehmens, welches gewinnorientiert arbeitet. Dann soll man sich aber nicht hinstellen und so tun als wäre die Spielepresse lupenrein und als würde man nie Einfluss nehmen und als würde der nicht-genommene Einfluss keine Auswirkung auf Bewertungen oder Ähnliches haben.

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8 Kommentare

  1. Die AfD ist ok!

    Zitat: „Als man mir dann, komplett grundlos im Übrigen, unterstellte ich würde „Lügenpresse“ schreien und auf eine Stufe mit der AfD gestellt hat, habe ich mich aus der Diskussion ausgeklinkt – das war mir dann doch ein wenig Overkill.“

    Ich bin AfD-Sympathisant. Für mich ist insbesondere wichtig, dass sich die AfD gegen die Masseneinwanderung und die Islamisierung stellt.

    Joachim Datko – Ingenieur, Physiker

  2. Wurde der verlinkte Gamergate Artikel auch mal gelesen?

    Review „Bestechungen“ und ähnliche Kontroversen haben nichts mit Gamergate zu tun ausser das manche selbsternannte GG-Aktivisten es als Deckmantel genommen um gegen Diversität in der Spieleindustrie zu poltern.

    Das Wort „prostituieren“ in den Mund zu nehmen ist da besonders fehl am Platze bedenkt man das die „Beweise“ der Vorwürfe gegen Zoe Quinn und ihren Beziehungen in weiten Teilen wiederlegt wurden, oft in dem man einfach mal nachgeforscht hat ob diese überhaupt jemals einen halt hatten.

    • Jan, es ging in dem Beispiel um Gamergate einfach als Referenz.

      Persönlich kann ich die Vorwürfe gegen Zoe in keiner Weise bestätigen oder verwerfen.

      Das „prostituieren“ ist darauf gemünzt, dass ich weiß das auf Messen aufm Klo mal eine Nummer für ein bisschen Werbebudget geschoben wird. Natürlich nicht von jedem, aber das gibt es.

      Ich weiß zum Beispiel auch von „Privatgeschenken“, welche sich auf Berichterstattung ausgewirkt haben. Da gibt es natürlich dann nichts schriftliches, aber wie gesagt, habe selber nun über 13 Jahre in der Branche gearbeitet und habe in dieser Zeit so einiges miterlebt.

      • Gamergate ist aber keine Referenz zu dem über dem du schreibst. Und angesichts dessen was da gelaufen ist ist es denkbar schlecht das in dem Kontext aufzugreifen, wenn auch „nur“ als Beispiel.

        Um den von dir verlinkten Artikel zu zitieren:
        „Gamergate has been criticized for focusing on women, especially female developers, while ignoring many large-scale journalistic ethics issues. Alex Goldman of NPR’s On the Media criticized Gamergate for targeting female indie developers rather than AAA games publishers, and said claims of unethical behavior by Quinn and Sarkeesian were unfounded.[7] In Wired, Laura Hudson found it telling that Gamergate supporters concentrated on impoverished independent creators and critics, and nearly exclusively women, rather than the large game companies whose work they enjoyed.[122] Vox writer Todd VanDerWerff highlighted an essay written by game developer David Hill, who said that corruption, nepotism, and excessive commercialism existed in the gaming industry, but that Gamergate was not addressing those issues.[131] Adi Robertson, of The Verge, commented on the long-standing ethical issues gaming journalism has dealt with, but that most Gamergate supporters did not seem interested in „addressing problems that don’t directly relate to feminist criticism or the tiny indie games scene“.[132]“

        • Das sehe ich trotzdem anders. Nur, weil dieser eine, öffentlich gewordene, Fall nachträglich als nicht solcher angesehen wird, heißt es nicht, dass das nicht trotzdem die Realität sein kann.

          Aber dafür gibt es ja die Kommentare um sowas zu klären und noch einmal aufzudröseln 🙂

          • Und nochmal, es geht mir nicht darum das „Bestechung“ o.ä. in der Spielepresse nicht existieren würde.

            Es geht mir darum das Gamergate nichts mit „Journalistischer Ethik“ zu tun hat, trotz gegenteiliger Behauptungen, sondern komplett andere Ziele hatte und legitime Probleme mit Journalistischer Ethik komplett ignoriert hat solange es keine Möglichkeit gab dort gegen Frauen in der Spieleindustrie oder Diversität im Indie Sektor vorzugehen.

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