Tomb Raider: Definitive Edition im Review

So einige Spiele vom letzten Jahr hätten es verdient, noch einmal neu auf PS4 und Xbox One aufgelegt zu werden. Zu ihnen zählt “definitiv” Tomb Raider aus dem Hause Crystal Dynamics, wovon nun die Definitive Edition in aufgehübschter HD-Optik erschienen ist. Doch rechtfertigen die optischen Verbesserungen allein den Neukauf zum Vollpreis?

Technische Generalüberholung

Zu allererst das Wichtigste: Was ist neu in der Definitive Edition? Nun, inhaltlich fast gar nichts. Es sind zwar alle DLCs mit dabei, doch darunter ist nur ein Singleplayer-DLC, der gerade mal ein neues Grab mit sich bringt. Ein paar neue Outfits und Waffenverbesserungen sind ebenfalls enthalten, die restlichen DLCs sind aber alle für den nach wie vor schwachen Multiplayer-Modus.

Der Fokus liegt also klar auf der stark verbesserten Grafik. Sämtliche Kompromisse, die für die alten Konsolen noch eingegangen werden mussten, sind auf den neuen Konsolen Vergangenheit. Die offensichtlichsten Verbesserungen sieht man an Lara selbst: ein völlig neues Gesicht, realistisch wehende Haare, man erkennt kleine Unebenheiten auf ihrer Haut, ihre Kleidung hat viel mehr Struktur. Die Spielwelt fällt ebenfalls sofort positiv auf: Texturen sind viel höher aufgelöst, es gibt mehr Partikel- und Lichteffekte, und Büsche und Gräser werden stets beiseite geknickt, wenn man mit Lara die Wildnis erkundet. Das alles natürlich in 1080p.

Kinect und die PlayStation Kamera (wenn man sie denn hat) werden auch eingebunden, indem man einige Dinge wie die Map per Sprachbefehl aktivieren kann. Bei der PS4-Version ist interessant, dass die LED des Controllers je nach Situation verschiedene Farben annimmt. Nimmt man Schaden, leuchtet sie rot; zündet man eine Fackel an, blinkt sie orange und gelb. Beim Abfeuern einer Waffe wird außerdem das Mündungsfeuer simuliert, indem die LED kurz weiß aufleuchtet. Sogar der kleine Lautsprecher findet Verwendung, z. B. hört man beim Spannen des Bogens die entsprechenden Geräusche aus dem Controller.

Eine Insel mit vielen Gefahren

Lara ist gemeinsam mit ihrer Crew auf dem Weg zu einer geheimnisvollen Insel. Man kann wohl getrost sagen, dass sie dort ankommen werden, allerdings entgehen sie nur knapp dem Tod. Durch einen „kleinen Unfall“ wird die Crew an Land gespült und ist im Verlauf der Story auf der ganzen Insel verteilt. Hauptsächlich geht es darum, alle und vor allem auch neue Personen aufzufinden und das ein oder andere Rätsel der Insel zu knacken. Dabei ist Lara anfangs alles andere als eine harte Nuss, wie man es vielleicht noch von den anderen Teilen kennt.

Stattdessen lernen wir eine sehr junge und hübsche Lara kennen, die offensichtlich noch keine Erfahrungen gesammelt hat. Dementsprechend verletzlich und verängstigt machten wir uns auf den Weg, die Insel zu erkunden. Sobald wir am Anfang den unbekannten Gestalten entkommen sind, lernen wir Schritt für Schritt, wie das neue Tomb Raider funktioniert.

So bahnen wir uns mit einer Fackel in der Hand den Weg durch ein kleines Höhlensystem, lösen schon die ersten kleinen Rätsel, bis wir schließlich den Blick über die schöne große Insel schweifen lassen können. An dieser Stelle muss man ganz klar erwähnen, dass das Spiel hinreißend gut aussieht und wirklich förmlich einlädt, die Insel zu erkunden. Gesagt, getan, so befinden wir uns schon direkt am ersten Lagerfeuer. Lara hat Hunger, hat keine Waffe und ist irgendwo gestrandet, was also tun?

Richtig, erst mal einen ordentlichen Happen zu Essen besorgen und das ist in dieser wilden Umgebung wohl kein Problem, oder? Also kurzerhand einer Leiche den Bogen entwendet und schon machen wir uns auf die Jagd nach wilden Tieren. Neben Hirschen und Rehen machen auch Kaninchen und Vögel hier ihre Runden. Leise anpirschen, Bogen spannen und SCHUSS. Habt ihr getroffen? Wenn ja, dann „plündern“ wir die Tiere, erhalten reichlich an Erfahrung und natürlich etwas zu essen. Roh wollen wir das nicht essen, also geht’s zurück ans Lagerfeuer. So nimmt die Story langsam ihren Lauf.

Ihr erkundet Stück für Stück die neue Insel, jagt wilde Tiere und erhaltet somit Erfahrungspunkte, zu denen wir später nochmal kommen. Natürlich ist Tomb Raider alles andere als eine Jagd-Simulation, allerdings ist das eine wirklich schöne und gut funktionierende Dreingabe. Später reißt ihr von Ort zu Ort, ballert irgendwelchen bösen Jungs den Schädel weg und löst so manch kleine Rätsel, und vor allem findet ihr viele Schätze!

Wer das Spiel 100%ig beenden möchte, der hat wahrlich sehr viel zu tun. Überall liegen Schätze verstreut; neue Herausforderungen und versteckte Gräber gehören ebenso zur Tagesordnung.

Der Weg von der verletzlichen Lara zur Killermaschine

Wie oben bereits angedeutet beginnt man das Abenteuer mit der jungen, unerfahrenen Lara Croft. Während sie am Anfang tatsächlich viel durchmachen muss, sich viele Verletzungen zuzieht und auch entsprechend vor Schmerzen schreit, geht der Wandel zur knallharten Killermaschine in meinen Augen zu schnell. Anfangs traut sie sich nicht, das erledigte Reh richtig auszunehmen oder überhaupt zu töten, schon eine kurze Zeit später aber wird auf Leute geballert, als wäre sie eine ausgebildete Söldnerin. Aus diesem Grund nimmt man ihr das unschuldige Gehabe nicht wirklich ab.

So wird schon angedeutet, dass im neuen Lara Croft-Abenteuer sehr viel geballert wird. Während die ersten Teile mehr auf Rätsel und viele Klettereinlagen setzten, wird man hier mit sehr viel Action und Krach bedient. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass im neuen Tomb Raidereinfach das Essenzielle der Serie fehlt. Keine Frage, das Spiel hat mich sehr gefesselt und tut es nach dem ersten Durchspielen immer noch, es ist sogar eines der besten Abenteuer der letzten Jahre, aber ich finde, beim Namen Tomb Raider muss auch Tomb Raider drin sein. Man hätte sicherlich mehr Rätsel- und Kletterelemente einbauen können, so ist es einfach nur ein von Platz zu Platz Huschen, ein bisschen Klettern und dann richtig groß Ballern.

Waffenmäßig ist der Bogen wirklich großartig gelungen. Es macht tierisch Spaß, damit Wachen oder Tiere zu erlegen. Für ersteres ist er sogar überaus praktisch, da ihr so eure Feinde leise ausschalten könnt. Später erhält man noch die Möglichkeit, brennende Pfeile auszurüsten, um Gegner mit verschiedenen Kniffen auszuschalten. Möglichkeiten zum Töten und Tricksen gibt es mit den Waffen wirklich genügend, was sehr erfreulich ist. Dies hebt das Ganze auch von Uncharted deutlich ab. Wieso ich jetzt mit Uncharted vergleiche? Nun ja, streng genommen ist das neue Abenteuer rund um Lara Croft ein Uncharted mit besseren Gameplay-Elementen. So bietet Tomb Raider auch die Möglichkeit, Erfahrungspunkte zu sammeln und neue Fähigkeiten freizuschalten. Wenn ihr also jedes Mal ein Lagerfeuer besucht, könnt ihr entweder eure Waffen verbessern, oder eure Fähigkeiten wie besseres Plündern, mehr Rüstung oder ähnliches freischalten. So habt ihr abseits der Action und der Klettereinlagen auch genügend Möglichkeiten, euch selbst zu pimpen.

Multiplayer

Zum ersten Mal in der Serie wartet auch ein Multiplayer-Modus auf uns. Dieser ist in etwa vergleichbar mit Uncharted. In bekannten Spielmodi kämpft ihr also Team gegen Team und knallt euch gegenseitig die Rübe voll. Anders als bei vielen Spielen sind hier die Karten sehr interaktiv gestaltet. So fahren mal kleinere Seilbahnen herum oder ihr löst Schalter aus, die eure Gegner verraten können. Natürlich hat auch dieser Multiplayer-Modus verschiedene anpassbare Klassen, neue Gegenstände und Waffen, die ihr durch Erfahrungspunkte freischaltet. Ich persönlich bin zwar nicht gerne im Multiplayer-Modus Unterwegs, da er aus meiner Sicht nicht ganz so gut ausbalanciert ist, allerdings empfinde ich ihn als eine nette Dreingabe. Schön ist, dass der Single Player Modus überhaupt nicht darunter leiden musste!

Überblick der Rezensionen
Gameplay
9
Grafik
9
Sound
9
Steuerung
9
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tomb-raider-definitive-edition-im-reviewDas Gameplay ist noch immer grandios, die Story ist immer noch mittelmäßig, die Charaktere sind nach wie vor sehr einfach gestrickt und die neue Lara ist immer noch Bombe. Apropos, ihr viel zu schneller Wandel vom ängstlichen Mädchen zur waffenschwingenden Amazone ist und bleibt einer der Hauptkritikpunkte. Die Grafik der Definitive Edition ist aber wirklich “Next Gen”, und zusammen mit den interessanten Features des PS4-Controllers macht Tomb Raider nochmal eine ganze Ecke mehr Spaß. 60 Euro sind aber dennoch zu viel für ein HD-Remake, und nach den enthaltenen Multiplayer-DLCs kräht auch kein Hahn. Fakt ist aber, dass es zurzeit einfach keine anderen neuen Spiele für die Next Gen-Konsolen gibt, weshalb sicher viele Konsolenbesitzer auch aus reinem Spielemangel zugreifen werden. Bei so einem guten Spiel sei es ihnen aber verziehen.

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