Warum sich Let’s Plays in einer rechtlichen Grauzone befinden

Sind Let’s Plays legal? Nicht wirklich. Es handelt sich um eine rechtliche Grauzone. Aber warum?

Ein Youtuber trägt mit seinen Let’s Play maßgeblich zum Erfolg von Spielen bei. Das ist unbestreitbar. Viele Titel würden vermutlich kaum gespielt werden, würde ein bekannter Youtuber keine Videos dazu machen. Unbestreitbar ist aber auch, dass diese Youtuber urheberrechtlich geschütztes Material für ihre Werke nutzen und damit Geld verdienen. Viele Spiele-Entwickler und Publisher tolerieren oder erlauben dies und drücken ein Auge zu, dass der Youtuber Geld verdient. Schließlich haben sie auch was davon.

Würde ein Youtuber aber ein Video zu einem Film machen und hier den gesamten Film zeigen mit seinen Kommentaren, dann wäre das nicht in Ordnung. Filmstudios würden sofort auf die Barrikaden gehen und Klage einreichen. Bei vielen Spielen sieht dies etwas anders aus, weil ein Spiel eben keine lineare Erfahrung darstellt, sondern von jedem, der es spielt, anders wahrgenommen werden kann. Dennoch ist hier auch Vorsicht geboten.

Wie viel wird gezeigt?

Ein Let’s Play zu einem Adventure, einem storylastigen Rollenspiel oder einem Strategiespiel sowie einem linearen Single-Player-Shooter könnte schon zu viel vom eigentlichen Spiel zeigen, während ein Video zu einem MOBA oder einem Online-Shooter wie Overwatch in eine andere Kategorie fällt. Hier zeigt man Matches und verrät nicht die gesamte Story, die es oft auch gar nicht gibt.

Es ist also auch durchaus möglich, dass ein Let’s Play spoilert oder dazu beiträgt, dass manche Spieler sich das Spiel eben nicht mehr kaufen möchten, weil sie es sich kostenlos ansehen konnten und die Story dann schon kennen. Es kommt also mit darauf an, wie viel von einem Spiel gezeigt wird.

Der Ton macht die Musik

Ebenfalls wichtig ist, wie ein Youtuber das Spiel präsentiert. Wenn er darüber schimpft oder sich schlecht benimmt oder, wenn es eine Person ist, die mit Rassismus oder Hatespeech in Verbindung gebracht wird, dann haben Spiele-Entwickler und Publisher ein Problem. Sie möchten vielleicht nicht mit so etwas in Verbindung gebracht werden, weil dies eben auch negative Auswirkungen auf das Spiel und das Unternehmen haben könnte.

Grundsätzlich ist es so, dass der Entwickler und Publisher das Urheberrecht am Spiel hat. Ein Youtuber kann dieses Material nutzen und Videos dazu machen, mit denen er auch Geld verdient. Doch muss hierbei immer entschieden werden, ob der einen so großen Mehrwert liefert, dass ein eigenes Produkt daraus entsteht und, ob er dem eigentlichen Produkt nicht schadet.

Testvideos und Let’s Plays sind zwei Paar Schuhe

Nun mag die Frage aufkommen, warum Spielemagazine Videos zu Games machen und dort auch heftig kritisieren dürfen. Das liegt daran, dass diese Magazine nicht das gesamte Spiel zeigen, sondern nur Ausschnitte. Das fällt dann unter Test und Journalismus. Wer eine Rezension zu einem Film macht, der darf auch Ausschnitte zeigen, aber nicht den gesamten Film. Bei einem Let’s Play, das ein – vielleicht sogar storylastiges Spiel – von Anfang bis Ende zeigt, sieht die Sache wieder anders aus.

Es gibt momentan noch keine richterlichen Urteile darüber, wie mit Let’s Plays wirklich umzugehen ist, daher ist es eine rechtliche Grauzone. Es wird toleriert, im Grunde besitzen die Entwickler und Publisher aber die Urheberrechte. Sollte diese Sache mal vor Gericht gehen, wird eindeutig geklärt, wie die Zukunft von Let’s Plays aussieht. Doch hiervor hat momentan jede Partei Angst. Die Youtuber befürchten, dass sie in Zukunft keine Let’s Plays ohne viele Vorgaben der Rechteinhaber mehr machen dürfen – was letzten Endes zu einer Dauerwerbesendung werden würde. Und die Entwickler/Publisher befürchten, dass sie die Kontrolle über ihre Werke verlieren könnten.

Die Zukunft wird zeigen, wie sich dies noch entwickelt.

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